Interview: „Heute Pinguinwetter“ – Traumberuf Romanautorin

Liebe Britta,
wir sind schon eine ganze Weile über Facebook verbunden. Doch erst ein interessantes Interview das in der Welt veröffentlicht wurde und mir zeigte dass es einige berufliche Parallelen zwischen uns gibt, dachte ich, dass du die perfekte Kandidatin für meine Rubrik “Traumberuf” bist. Nach einem ¾ Jahr Pause nun mal wieder ein spannendes Literatur-Interview.

Jana: Stell dich doch bitte meinen Lesern kurz vor.
Britta: Ich bin 33 Jahre alt (ich behaupte, da stimmt was nicht, gestern war ich noch 21!), habe Linguistik, Psychologie und Pädagogik in Bonn studiert und arbeitete danach fast sieben Jahre als Personalerin in mehreren großen Firmen in Bonn. Als ich nach der Kündigung vor 3 Jahren nicht traurig war, entschloss ich mich, das zu tun, was ich schon immer tun wollte: schreiben. Und das tat ich dann auch.

Jana: Mit deinem Erstlingswert “Pinguinwetter” hast du die Buchcharts gestürmt und auf der Thalia Seite steht dein Buch in ein und derselben Reihe mit dem “The Book”, wie es im anglizistischen Sprachraum flüsternd genannt wird. Wie fühlt sich das an?
Britta: Das fühlt sich toll an, auch ein bisschen surreal manchmal. Ich muss mich oft selbst daran erinnern, dass es endlich soweit ist und das Warten ein Ende hat.

Jana: In dem Interview erzählst du, das du schon an neuen Projekten arbeitest. Wie sieht eigentlich dein Arbeitstag aus. Wie und wann schreibst? Was machst du, wenn du ein Schreibtief hast und dir nichts einfällt?
Britta: ein geplanter Tag sieht so aus: Ich stehe auf, trinke einen Kaffee, setze mich an den Schreibtisch, checke und beantworte Mails, schreibe dann 5-10 Seiten je nach Tagesform, führe Telefonate mit Agentin und Lektorin, und verbringe dann den Abend mit Freunden in der Sonne oder im Kino. In Wirklichkeit stehe ich auf, stoße mir den Kopf, verbringe den Tag in der Notaufnahme, habe wirklich witzige Ideen während ich im Behandlungszimmer liege, die ich schlagartig vergesse, wenn ich eine Spritze sehe, finde mein Auto nicht in der Parkgarage oder auf dem Parkplatz, wahlweise mit Knöllchen, verfahre mich auf dem Nachhauseweg und komme total geschafft zu Hause an, habe keine Seite geschrieben und höre dann beim Reinkommen: „Gehört das so, dass dein Kleid da in der Strumpfhose steckt?“

Meine Ideen für ein Buch kommen immer und überall. Meist dann, wenn ich gar nicht damit rechne. Oft muss man dann aber auch schreiben, um Abgabetermine zu halten, auch wenn man gerade keinen Musenkuss hatte – das sind dann die harten Tage, aber schreiben muss man trotzdem. Die schönen sind, wenn ich bereits nachts von einer Szene geträumt habe oder sie beim Spaziergang bekomme oder in einem Gespräch und es kaum erwarten kann, sie aufzuschreiben.

Jana: War es schwer für dich einen Verlag für das Buch zu bekommen? Wie hast du es geschafft?
Britta: Ich bin über einen kleinen Umweg zu meinem jetzigen Verlag gekommen, und war vorher kurz bei einem kleinen Verlag in Köln. Der hatte mir keine 24 Stunden nach Einreichung des Manuskripts einen Vertrag angeboten. Da wir am Ende aber nicht übereinstimmend zusammenkamen und ich meine Agentin kennenlernte, die mich zu Lübbe vermittelte, passte es dann wieder.

Jana: In der Amazon Rezensionsrubrik geht es heiß her. Während die einen dein Buch wirklich toll finden, zerreißen es andere sprichwörtlich in der Luft. Wie gehst du persönlich damit um? Möchtest du manchmal dazu etwas erwidern?
Britta: Über Geschmack lässt sich bekannterweise nicht streiten. Sachliche Kritik finde ich wichtig und gut, übrigens hilft es ja enorm, die Schwachstellen seiner Texte aus den Augen der Leser zu sehen. Verrisse, bei denen es nur darum geht, jemanden schlecht zu machen, und die inhaltlich sogar oft komplett falsch sind, – d.h. der/diejenige hat das Buch überhaupt gar nicht erst gelesen, – nehme ich nicht ernst.

Zum Abschluss, liebe Britta möchte ich dir ein paar letzte Fragen stellen:
Meine Reihe heißt “Traumberuf”. Du arbeitest als freiberufliche Autorin. Davon zu leben, sprich Miete, Krankenkasse und Co bezahlen zu können, mit dem was man gerne tut und liebt, ist ein großer Traum vieler Menschen. Kann man vom Bücher schreiben heutzutage leben oder ist das eine realitätsferne Wunschvorstellung? Was würdest du jungen Menschen empfehlen, die Schriftsteller werden möchten? Und inwieweit spielt das soziale Netz für dein Marketing als Autorin eine Rolle?
Britta: Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen. Bei jedem ist der Weg zum Autorendasein anders und auch der spätere Verlauf ist immer ganz unterschiedlich. Um davon leben zu können, muss man sehr, sehr viel schreiben – meist reicht ein Buch im Jahr nicht – und natürlich auch viel verkaufen. Generell würde ich vielleicht sagen, dass man den „Brotjob“ nicht Hals über Kopf an den Nagel hängen sollte, wenn man denn einen Vertrag ergattert hat. Die Wegstrecke bis zum Buch ist lang und nicht nur die Nerven sind am Ende oft blank ;-)
Allen empfehle ich absolut dringend immer: Sucht euch einen guten Agenten/ Agentin, denn das ist die halbe Miete. Es gibt mittlerweile tolle Liste im Internet, welche Agenturen zu empfehlen sind.
Marketing ist sehr wichtig. Selbst wenn der Verlag viel tut, ist es unumgänglich, selbst aktiv zu sein. Da ist die Branche sicher derzeit im starken Wandel. Hinsetzen und warten, dass es läuft, funktioniert einfach nicht mehr.

Liebe Britta. Vielen herzlichen Dank für das spannende Interview.

Mein Tipp: Für alle die Pinguinwetter noch nicht gelesen haben. Britta veröffentlich auf ihrer Autorinnen-Seite kleine Kurzgeschichten. Bei vielen Geschichten habe ich herzlich gelacht. Als Mutter eines 4-jährigen Sohnes fand ich die Geschichten zum brüllen. Vor allem wenn so süffisant der Chantalismus und die überzogende “Fürsorge” der heutigen Elterngeneration illuster beschrieben werden.

Zum Buch

DAS SCHLIMME AN HALBWAHRHEITEN IST, DASS IMMER DIE FALSCHE HÄLFTE GEGLAUBT WIRD.

Charlotte wird auf dem Höhepunkt ihrer Karriere gefeuert. Außerdem erhält sie von ihrer Mutter äußerst fragwürdige SMS aus der U-Haft in Grönland. Dann entscheidet sich ihr Immer-mal-wieder-Mann Marc auch noch, in den Hafen der Ehe einzuschiffen – allerdings nicht mit ihr.

Und nun? Rein in die rosa Babyelefantenhose und rauf aufs Sofa! Um Charlotte auf andere Gedanken zu bringen, drückt Freundin Trine ihr Sohnemann Finn aufs Auge. Als es bei einem Zoobesuch zu einem Beinahe-Unfall kommt, steht Charlotte der alleinerziehende Eric als Retter in der Not zur Seite. Weil der jedoch glaubt, Charlotte sei Finns Mutter, geht der Schlamassel erst richtig los…

Titel: Pinguinwetter
AutorIn: Britta Sabbag
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: € 9,30 (A)
ISBN: 978-3-404-16652-7

2 Antworten auf „Interview: „Heute Pinguinwetter“ – Traumberuf Romanautorin“

  1. Gutes Interview, liebe Jana,
    das macht Lust auf das Buch, weil man so viel Interessantes über die Autorin erfahren hat.
    Liebe Grüße
    moni

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